Nachbarn haben die meisten von uns. Aber nicht jeder Nachbar kommt gleich als Nachbarschaftshelfer in Frage. Schließlich geht es nicht um die unverbindliche und gelegentliche „Hilfe unter Nachbarn“, wie es sie etwa in manchen Haus- oder Dorfgemeinschaften gibt. Mit der Nachbarschaftshilfe im Sinne der Sozialgesetzgebung will der Gesetzgeber Strukturen schaffen, die es erleichtern sollen, pflegebedürftige Menschen im Alltag zu unterstützen und zugleich pflegende Angehörige zu entlasten.
Nachbarschaftshelfer finden: Warum eigentlich?
Dahinter steht das Ziel, den Betroffenen ein Leben in der gewohnten Umgebung zu ermöglichen und sie darin zu unterstützen, möglichst autonom und eigenverantwortlich zu leben. Damit ist die Nachbarschaftshilfe eine „gesellschaftliche Aufgabe im Gemeinwohlinteresse“, in anderen Worten: ein Ehrenamt. Sie darf zwar nicht der Einkunftserzielung dienen, im Sinne der Anerkennung aber mit einer Aufwandsentschädigung belohnt werden. Hierfür können Pflegebedürftige den sogenannten Entlastungsbetrag verwenden – wenn die formalen Voraussetzungen erfüllt sind, die je nach Bundesland variieren. Das wiederum soll das Ehrenamt attraktiver machen und es so leichter machen, Nachbarschaftshelfer zu finden.
Mindestens genauso wichtig wie formale Voraussetzungen sind womöglich persönliche Eigenschaften der potenziellen Helfer: ein hohes Maß an Zuverlässigkeit etwa, Empathie oder Einfühlungsvermögen. Denn Nachbarschaftshelfer oder Nachbarschaftshelferinnen erhalten ein Stück weit Einlass in das Leben des pflegebedürftigen Menschen – mit all seinen gesundheitlichen Einschränkungen, aber vielleicht auch darum herum entstandenen sozialen und mentalen Belastungen und Herausforderungen, mit Sorgen, Ängsten und Unsicherheiten. Oder anders ausgedrückt: Die Nachbarschaftshilfe ist kein informelles Beschäftigungsverhältnis, sondern auch immer ein Vertrauensverhältnis.
Im Folgenden geben wir Ihnen einen Überblick, was Sie zur Nachbarschaftshilfe wissen sollten und worauf Sie bei einer eventuellen Auswahl beachten sollten.

Nachbarschaftshelfer finden
11 Tipps, wie Sie eine für Sie geeignete Nachbarschaftshilfe suchen und finden können.
Wer ist als Nachbarschaftshelfer geeignet?
Der rechtliche Rahmen für die Nachbarschaftshilfe ist durch die Bundesländer geschaffen worden. Dort ist festgelegt, dass ein Nachbarschaftshelfer oder eine Nachbarschaftshelferin nicht mit der pflegebedürftigen Person verwandt sein darf (bis zum 2. Grad). Sie dürfen nicht in einem gemeinsamen Haushalt leben und in fast allen Bundesländern ist die Volljährigkeit eine weitere Grundvoraussetzung. Manche Bundesländer fordern zusätzlich ein polizeiliches Führungszeugnis und formale Qualifikationen wie etwa das Absolvieren eines Pflegekurses.
Wobei sollen Nachbarschaftshelfer konkret unterstützen?
Die Bundesländer begrenzen die Aufgaben, die eine Nachbarschaftshilfe übernehmen darf. Es ist also sinnvoll, sich vorab darüber im Klaren zu sein, wobei Sie Unterstützung benötigen, bevor Sie sich aufmachen, einen Nachbarschaftshelfer oder eine Nachbarschaftshelferin zu finden.
Aufgaben der Nachbarschaftshilfe (Beispiele)

Wie können Sie Nachbarschaftshelfer finden?
In der Vorstellung der Bundesländer lebt die optimale Nachbarschaftshilfe tatsächlich in der direkten Nachbarschaft zu Ihnen und das unabhängig davon, ob Sie auf dem Land oder in der Stadt wohnen. In der Realität sieht es häufig anders aus.
Kennen Sie jemanden, der vielleicht als Nachbarschaftshelfer oder Nachbarschaftshelferin in Frage kommt? Eine Übersicht, wer Nachbarschaftshelfer werden kann und was es zu beachten gibt, finden Sie oder Interessierte in unserem Artikel „Nachbarschaftshelfer werden: Das Wichtigste auf einen Blick“. Haben Sie niemanden in Ihrem direkten Umfeld oder Bekanntenkreis, der in Frage kommt, gibt es deshalb dennoch Möglichkeiten, einen Nachbarshelfer zu finden.
Menschen, die Nachbarschaftshilfe leisten möchten und alle gesetzlichen Voraussetzungen mitbringen, können bzw. müssen sich registrieren, um gemäß Landesverordnungen – und vor allem zu Abrechnungszwecken – anerkannt zu werden. Sie können sich zudem bei Pflegestützpunkten melden und dort ihre Bereitschaft äußern, als Nachbarschaftshilfe jemanden zu unterstützen. Sie können somit über einen Pflegestützpunkt oder über eine Online-Suche schauen, ob es in Ihrer näheren Umgebung oder Region eine registrierte Nachbarschaftshilfe gibt, die für Sie in Frage kommen könnte.
Eine weitere Möglichkeit, wie Sie Nachbarschaftshelfer finden können, ist es, sich in Ihrer Kirchengemeinde oder in Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände in Ihrer Nähe zu erkundigen. Auch Städte und Kommunen bieten zunehmend Informations- und Beratungsstellen für Senioren bzw. ältere und hilfebedürftige Menschen an. Und nicht zuletzt kann das gute alte Schwarze Brett im Gemeindezentrum oder dem Supermarkt um die Ecke ein guter Ansatz sein.
Nicht erst seit der Corona-Pandemie tummeln sich in den App-Stores von Apple und Google diverse Apps, um sich in der eigenen Nachbarschaft besser zu vernetzen. Manche verschwinden genauso schnell, wie sie gekommen sind, einige haben sich gehalten. Ob sie im Einzelfall helfen können, einen Nachbarschaftshelfer oder eine Nachbarschaftshelferin für Sie als Pflegebedürftige oder Angehörige zu finden, kommt vielleicht auf einen (mutigen) Versuch an.
Wie grenzen Sie die Suche ein?
Eine weitere Möglichkeit, wie Sie Nachbarschaftshelfer finden können, ist es, sich in Ihrer Kirchengemeinde oder in Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände in Ihrer Nähe zu erkundigen. Auch Städte und Kommunen bieten zunehmend Informations- und Beratungsstellen für Senioren bzw. ältere und hilfebedürftige Menschen an. Und nicht zuletzt kann das gute alte Schwarze Brett im Gemeindezentrum oder dem Supermarkt um die Ecke ein guter Ansatz sein.
Machen Sie am besten vorab eine kleine Übersicht: Notieren Sie alles, was Ihnen wichtig ist – konkrete Hilfen, die Sie benötigen, Situationen, in denen Sie sich Begleitung oder Unterstützung wünschen, Aktivitäten, an denen Ihr Nachbarschaftshelfer Interesse oder Freude haben sollten. Überlegen Sie, welche Fähigkeiten eine Nachbarschaftshilfe haben sollte, aber auch auf welche Eigenschaften Sie Wert legen oder welche Sie andersherum hinderlich oder unangenehm finden.
Priorisieren Sie Ihre Liste anschließend nach Möglichkeit. So haben Sie im Grunde alles, was Sie für eine Anfrage, einen Aushang oder eine Anzeige benötigen.

Wie wählen Sie ihren Nachbarschaftshelfer aus?
Auch wenn es sich vielleicht seltsam anfühlt: Wenn Sie mögliche Kandidaten oder Interessenten gefunden haben, führen Sie zunächst ein unverbindliches Vorgespräch zum gegenseitigen Kennenlernen. Stellen Sie Ihre Fragen, aber beantworten Sie auch möglichst ehrlich die Fragen Ihres Gegenübers. So können Sie beide am besten beurteilen, ob „die Chemie stimmt“.
Kommen Sie gut miteinander ins Gespräch? Empfinden Sie die Gesellschaft des anderen als angenehm? Können Sie sich vorstellen, regelmäßig Zeit mit der anderen Person zu verbringen, vielleicht auch Ängste und Sorgen zu teilen, Schwächen zu zeigen?
Machen Sie sich bewusst, dass die Betreuung am besten über einen längeren Zeitraum gelingen soll. So stellen es sich die Bundesländer vor und sicher kann es nur von Vorteil sein, wenn Sie sich nicht laufend an neue Nachbarschaftshelfer gewöhnen und den Such- und Auswahlprozess erneut durchlaufen müssen.