Bei einigen Medikamenten muss ich in der Apotheke eine Zuzahlung leisten. Je nach Medikament unterscheidet sich der Betrag. Das verunsichert mich. Wann muss ich einen Teil der Kosten mittragen und wonach richtet sich die Höhe der Zuzahlung? Kann ich mich auch von der Zuzahlung befreien lassen? Oder gibt es sogar Medikamente, die grundsätzlich von der Zuzahlung befreit sind?
Gesetzlich krankenversicherte Patientinnen und Patienten müssen bei bestimmten Leistungen ihrer Krankenkassen zuzahlen. Sie fallen bei stationären Behandlungen im Krankenhaus an, bei Hilfsmitteln wie Hörgeräten und auch bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Wer volljährig ist und ein Rezept einlöst, muss in der Regel eine Zuzahlung leisten. Die Apotheke zieht das Geld bei der Arzneimittelabgabe ein und gibt es an die Krankenkasse weiter.
Grundsätzlich gilt: Bei verordneten Arzneimitteln sind 10 Prozent des Arzneimittelpreises, mindestens aber 5 und höchstens 10 Euro selbst zu tragen. Dabei darf die Zuzahlung nicht über dem eigentlichen Verkaufspreis des Arzneimittels liegen. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren müssen keine Zuzahlung leisten.
Beispiel: Zuzahlung für ein Medikament
- Kostet ein Medikament 10 Euro, zahlen Versicherte 5 Euro.
- Kostet ein Medikament 75 Euro, liegt der Eigenanteil bei 7,50 Euro.
- Kostet das Medikament 400 Euro, werden 10 Euro Zuzahlung fällig.
- Kostet das Medikament 4,75 Euro, zahlen Versicherte 4,75 Euro.
Im Jahr 2023 haben laut dem Deutschen Apothekerverband e.V. die gesetzlich versicherten Patienten allein bei Medikamenten mehr als 2,4 Milliarden zugezahlt. Die Krankenkassen sparen somit über 2 Milliarden Euro pro Jahr, Tendenz steigend.
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Thomas Preis ist Präsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. und Vorsitzender des Vorstandes Apothekerverband Nordrhein e.V. Er ist am 22. Januar 1959 geboren und studierte Pharmazie in Düsseldorf. Seit 1990 leitet er die Alpha-Apotheke OHG in Köln. Berufsständisch ist er seit 1995 engagiert, und dabei seit 1999 Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein e.V. Seit Januar 2025 ist er Präsident der ABDA. Zudem ist er seit Dezember 2024 Mitglied des Vorstandes des Deutschen Apothekerverbandes (DAV). Darüber hinaus ist er stv. Vorsitzender des Verbandes Freie Berufe im Lande Nordrhein-Westfalen (VFB NW) und Aufsichtsratsvorsitzender des standeseigenen Rechenzentrums, der ARZ Haan AG.
Gibt es Ausnahmen für eine Zuzahlung für ein Medikament?
Bei einigen rezeptpflichtigen Medikamenten müssen Sie keine Zuzahlung leisten. Vergleichsweise günstige Präparate kann der GKV-Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen von der Zuzahlungspflicht befreien. Der Verband legt regelmäßig die Erstattungshöchstgrenzen für verschreibungspflichtige Arzneimittel, die sogenannten Festbeträge, fest. Dies ist der Preis, den die Krankenkassen maximal für ein Arzneimittel zahlen. Liegt der Preis für ein Medikament 20 Prozent unter dem Festbetrag, kann der Spitzenverband die Selbstbeteiligung für die Versicherten streichen. Zudem können die Krankenkassen selbst entscheiden, ob sie ihren Versicherten Medikamente ohne Selbstbeteiligung anbieten – sofern sie einen Rabattvertrag mit dem Arzneimittelhersteller abgeschlossen haben.
Seit 2007 können Krankenkassen mit Arzneimittelherstellern Rabattverträge für die preisgünstigere Abgabe von Arzneimitteln abschließen. Diese schreiben vor, welche Versicherte welches Präparat von welchem Hersteller erhalten.
Bei allem verständlichen Unmut der betroffenen Patienten müssen Sie wissen: Apotheken haben keinen Einfluss auf Rabattverträge und Festbeträge. Die Berücksichtigung der mittlerweile 40.000 Rabattverträge bei der Patientenversorgung bedeutet für die Apothekenteams einen hohen bürokratischen und personellen Aufwand; für die Krankenkassen hingegen Einsparungen in Milliardenhöhen, zuletzt waren es 5,8 Milliarden im Jahr. Zu diesen Versorgungsanstrengungen kommen die seit Jahren zunehmenden Lieferengpässe von Arzneimitteln. Die Mehrheit der Apothekeninhaber und Apothekeninhaberinnen gibt an, dass mehr als 10 Prozent der Arbeitszeit ihrer Beschäftigten dafür aufgewendet wird, um Ersatzpräparate zu beschaffen.
Neue Regelung bei Lieferengpässen
Seit dem 1. Februar 2024 gibt es eine Änderung bei der Zuzahlungspflicht bei Arzneimitteln für gesetzlich Krankenversicherte. Im Falle von Lieferengpässen müssen Apotheken oftmals mehrere kleine Medikamentenpackungen statt einer großen abgeben, damit die Versorgung sichergestellt ist. Seit letztem Jahr müssen Sie in diesem Fall nur noch auf eine Packung statt vorher auf jede einzelne der abgegebenen Packungen eine Zuzahlung leisten.
Wer kann sich von der Zuzahlung für ein Medikament befreien lassen?
Millionen Menschen in Deutschland haben einen Anspruch darauf, sich Jahr für Jahr von Zuzahlungen zu Arzneimitteln und anderen Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen befreien zu lassen. Nach Erreichen der Belastungsgrenze von 2 Prozent des Jahresbruttoeinkommens können Versicherte einen entsprechenden Antrag bei ihrer jeweiligen Krankenkasse stellen. Tipp: Wenn Sie gesetzlich versichert sind, können Sie Ihre jährliche Belastungsgrenze für Zuzahlungen auf dem Gesundheitsportal www.aponet.de vorab berechnen. Für Versicherte mit einer chronischen Erkrankung liegt die Belastungsgrenze bei 1 Prozent.
Bei rund 74 Millionen gesetzlich Krankenversicherten konnte jeder 14. Versicherte 2023 erfolgreich eine ganzjährige Zuzahlungsbefreiung erwirken; dies sind 6,9 Prozent oder 5,1 Millionen gesetzlich Krankenversicherte. Davon sind die meisten chronisch kranke Patienten.
Zuzahlungsbefreiung: So sparen Sie sich den Papierkram!
Gute Nachricht für alle, die regelmäßig Medikamente oder Behandlungen benötigen: Sie können sich schon zu Jahresbeginn von der Zuzahlungspflicht in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) befreien lassen!
Dazu zahlen Sie den Betrag Ihrer persönlichen Belastungsgrenze (2 Prozent des Bruttoeinkommens, für chronisch Kranke nur 1 Prozent) vorab an Ihre Krankenkasse. Anschließend erhalten Sie eine Befreiungsbescheinigung und müssen für den Rest des Jahres nichts mehr zuzahlen. Einfach bei der Krankenkasse nachfragen – das spart Zeit, Nerven und lästigen Papierkram!
Unterstützung in der Apotheke
Wenn Sie eine Stammapotheke haben, können Sie nach einer Sammelrechnung fragen, auf der alle geleisteten Zuzahlungen des laufenden Jahres aufgelistet sind. Das erleichtert Ihnen das Einreichen der Belege bei Ihrer Krankenkasse.
Bei Fragen rund um die Zuzahlung für ein Medikament steht Ihnen die Apotheke vor Ort gerne zur Verfügung. Die stetig zunehmende Bürokratie ist für Patienten sehr verwirrend. Apothekenteams leisten an dieser Stelle seit Jahren Aufklärungsarbeit, um Unklarheiten für Sie verständlich aufzulösen.
Mit besten Wünschen für Ihre Gesundheit
Ihr
Apotheker
Thomas Preis