Einschlafprobleme, Kopfschmerzen, Unruhe und ständige Grübeleien – das alles sind Warnsignale für Stress, die viele pflegende Angehörige nur allzu gut kennen. Um der Alltagshektik und den Verpflichtungen zu entkommen, eignet sich ein Urlaub, bei dem Sie die Seele einmal baumeln lassen können. Damit die Planungen rund um Ihre Auszeit nicht in Stress enden, ist eines besonders wichtig: eine gute Informationsgrundlage, und genau dabei sind wir Ihnen behilflich.
Warum ist Urlaub für pflegende Angehörige wichtig?
Der Pflegealltag ist eine Herausforderung für den Körper, aber auch für die Psyche. Vieles nehmen pflegende Angehörige mit nach Hause, so gelingt es schwer, abzuschalten. Um kreisende Gedanken zu unterbrechen, hilft neben einer Meditation oft ein Ortswechsel – abseits der gewohnten Pflegeumgebung erfahren Sie Ablenkung und können den Augenblick genießen. Indem Sie das Handy abschalten und für viele Menschen nicht erreichbar sind, konzentrieren Sie sich voll und ganz auf Ihre Bedürfnisse: Sie entscheiden, wann Sie essen gehen, wann Sie ein Buch lesen oder sich zur Ruhe betten – im Pflegealltag ist das oft anders. Außerdem reisen Sie mit schönen Erinnerungen zurück, von denen Sie eine lange Zeit zehren können.
Natürlich spüren Sie die Erholung auch körperlich: Am Urlaubsort angekommen, lässt der Stress in der Regel deutlich nach. Durch die reduzierte Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol reduziert sich Ihr Blutdruck und Ihre Muskelanspannung – Sie fühlen sich wohler und schlafen meist besser. Im Pflegealltag sind gewisse Körperpartien, wie der Rücken, durch das schwere Heben besonders belastet, hier erfahren Sie während Ihrer Auszeit ebenfalls Entlastung. Kurzum: Im Urlaub laden Sie Ihre mentalen und körperlichen Energiereserven wieder auf.
Urlaub mit oder ohne Familienmitglied: Was spricht dafür und was dagegen?
Wenn Sie an einen Urlaub denken, wo und mit wem sehen Sie sich ? Möglicherweise sehnen Sie sich nach Abgeschiedenheit, um sich voll und ganz auf sich selbst zu konzentrieren, vielleicht möchten Sie aber auch mit Ihrem Angehörigen gemeinsame Erinnerungen schaffen. Der erste Impuls deutet meist darauf hin, was Sie sich am meisten wünschen. Sind Sie sich unsicher, ob Sie den Urlaub alleine oder mit Ihrem Familienmitglied antreten möchten, können Ihnen einige Grundsatzüberlegungen helfen – unsere Pro & Contra-Tabelle unterstützt Sie dabei.
Lassen Sie sich bei der Entscheidung für oder gegen einen gemeinsamen Urlaub nicht nur von Ihrem Gewissen lenken. Bestimmt freut sich Ihr Familienmitglied, wenn Sie sich erholen und künftig die Pflege wieder mit neuen Kräften übernehmen. Am besten teilen Sie Ihre Urlaubspläne frühzeitig mit Ihrem Familienmitglied, um Ihren Angehörigen mental darauf vorzubereiten.
Urlaub ohne Pflegebedürftige
Sie haben sich dazu entschlossen, die freie Zeit ohne Ihren Angehörigen zu verbringen? Dann stehen Ihnen grundsätzlich alle Türen offen. Doch auch wenn Sie alleine oder mit Freunden reisen, ist eine gute Planung entscheidend. Finden Sie zunächst heraus, was Ihnen während Ihrer Auszeit wichtig ist: Möchten Sie entspannen oder sportlich aktiv sein) Dazu sollte sowohl das Reiseziel als auch die Unterbringung passen.
- Erholungsurlaub: Sollen alle Zeichen auf Erholung stehen, eignet sich ein All Inclusive Urlaub besonders gut – hier ist die Verpflegung, also Mahlzeiten und Getränke, bereits enthalten. Sie müssen sich somit keine Gedanken darüber machen, in welche Restaurants Sie gehen, sondern speisen bequem am Buffet, ohne dabei auf den Preis achten zu müssen. Das Verpflegungsprogramm gibt es mittlerweile beinahe überall auf der Welt. Am besten suchen Sie sich ein Reiseziel aus, dass Sie klimatisch und kulturell überzeugt.
- Aktivurlaub: Entspannung sieht für jeden Menschen anders aus, während einige Personen den Urlaub am liebsten auf der Strandliege verbringen, können andere bei Aktivitäten am besten abschalten. Es gibt viele Reiseveranstalter, die spezielle Aktivurlaube für jedes Lebensalter anbieten – wie wäre es beispielsweise mit einem Wanderurlaub in den Bergen oder einer Auszeit auf dem Rad quer durch die Weinberge Frankreichs?
Ein Reisebüro kann Ihnen helfen, die richtige Ausrichtung für Ihren Urlaub zu finden. Bringen Sie zu dem Beratungsgespräch am besten eine Liste mit Wünschen mit – darauf können Sie Ihre Anforderungen an das Wetter, die Unterbringung und das kulturelle Programm notieren.
In Deutschland kümmern sich etwa 4,8 Millionen Menschen um pflegebedürftige Familienmitglieder, von den Pflegenden sind etwa 2,5 Millionen berufstätig und damit doppelt belastet. Die ständige „Rufbereitschaft“ kann Spuren hinterlassen. Mit einer Kur oder Rehabilitation können pflegende Angehörige Krankheiten vorbeugen, das Wohlbefinden steigern oder die Gesundheit wiederherstellen. Voraussetzung für die Inanspruchnahme ist eine ärztliche Bescheinigung – sprechen Sie eine akute Belastungssituation daher bei Ihrem Hausarzt an.
Urlaub mit Pflegebedürftigen
Wenn Sie zusammen verreisen, ist der Planungsaufwand etwas höher – mit einer guten Vorbereitung steht aber auch hier der Erholung nichts im Weg. Tatkräftige Unterstützung erhalten Sie von Pflegereisen-Anbietern. Diese haben spezielle Urlaubsangebote für Pflegebedürftige und pflegende Angehörige im petto. Das Besondere: die Unterkünfte sind barrierefrei. Zudem eignen sich die Freizeitangebote und die Ausflugsziele ebenso für Menschen mit kognitiver oder körperlicher Beeinträchtigung.
Bei einem gemeinsamen Urlaub sind Pflegehotels eine Überlegung wert. Dabei handelt es sich um barrierefreie Hotels, die Pflegedienstleistungen bereitstellen. Während Ihr Angehöriger von dem hiesigen Personal teilweise oder vollständig versorgt wird, haben Sie Zeit für sich selbst – die Auszeit können Sie beispielsweise für Ausflüge, Wellnessangebote oder für den Poolaufenthalt einplanen.
Möchten Sie den Urlaub auf eigene Faust planen, achten Sie bestenfalls auf Folgendes:
- Die Anreise sollte nicht zu anstrengend sein und nicht zu lange dauern.
- Das Wetter am Reiseziel sollte auch für Ihren Angehörigen passen – bitte bedenken Sie, dass Hitze älteren Menschen stärker zusetzt.
- Die Unterbringung sollte barrierefrei sein – Ihr Angehöriger kann somit auch mit Hilfsmitteln, wie einem Rollstuhl, alle Bereiche erreichen.
- Die dortigen Speisen sollten sich für Ihren Angehörigen eigen – bei Unverträglichkeiten wird beispielsweise glutenfreie oder laktosefreie Kost angeboten.

6 Tipps für den Urlaub mit Pflegebedürftigen
Mit unseren Empfehlungen starten Sie entspannt in den Urlaub und denken an das Wichtigste.
Wer finanziert den Urlaub für pflegende Angehörige?
Für alles rund um Ihre „normale“ Urlaubsreise müssen Sie selbst aufkommen – das gilt für die Unterkunft, die Verpflegung und die Inanspruchnahme von Freizeitangeboten. Wenn Sie ohne Ihren pflegebedürftigen Angehörigen in den Urlaub fahren, können Sie für die Versorgung in dieser Zeit die sogenannte Verhinderungspflege (Pflegegrad 2 bis 5) für längstens 6 Wochen je Kalenderjahr in Anspruch nehmen Bis zu 1.612 Euro können Pflegebedürftigen für eine eine Ersatzpflege von der Pflegeversicherung erhalten. Außerdem steht Pflegebedürftigen während der Verhinderungspflege die Hälfte des bisher bezogenen Pflegegeldes zu.
Benötigt Ihr Familienmitglied eine intensivere Pflege, ist die Kurzzeitpflege während Ihrer Abwesenheit eine gute Alternative – dabei verbleibt Ihr Angehöriger vorübergehend in einem Pflegeheim.
Doch was passiert mit den Leistungen, wenn Sie gemeinsam mit Ihrem Familienmitglied verreisen?
Hier kommt es auf Ihr Reiseziel an. Bei einem Urlaub im Inland können Sie die Leistungen der Verhinderungspflege oder der Kurzzeitpflege miteinplanen – das anerkannte Pflegehotel kann hier direkt mit der Pflegekasse abrechnen. Bei Reisen im Ausland gestaltet sich die Finanzierung der Pflege etwas schwieriger. Grundsätzlich gilt: die Verhinderungspflege durch Angehörige kann bis zu sechs Wochen im Ausland genehmigt werden. Das Pflegegeld ist für den gleichen Zeitraum vorgesehen, wird allerdings nur im EU-/EWR-Ausland oder in der Schweiz ermöglicht. Für weitere Informationen können Sie sich an die Pflegekasse oder an einen Pflegestützpunkt in Ihrer Nähe wenden.