Trinken bei Hitze: Wie viel und wie Sie Angehörige dazu motivieren

Trinken bei Hitze: Wie viel und wie Sie Angehörige dazu motivieren

Heiße Tage sind eine große Belastung für den Körper. Ausreichend zu trinken bei Hitze ist daher besonders wichtig, um Kreislaufproblemen und Verwirrtheit vorzubeugen. Wir verraten Ihnen, wie viel Sie trinken sollten, was bei der Getränkeauswahl zu beachten ist und wie Sie Angehörige zum Trinken (bei Hitze) animieren.

Eine Frau schenkt ein Glas Wasser ein, denn Trinken bei Hitze ist wichtig.
GettyImages/sefa ozel
Inhaltsverzeichnis
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    Wasser ist im menschlichen Körper allgegenwärtig. Während bei einem Säugling 70 bis 80 Prozent des Normalgewichtes auf das Konto des Körperwassers gehen, sind es bei jungen Erwachsenen 60 Prozent, bei Senioren nur noch etwa 50 Prozent.

    Warum ist es lebenswichtig, ausreichend zu trinken?

    Das kostbare Nass ist nicht nur Bestandteil sämtlicher Zellen und Körperflüssigkeiten, sondern leistet darüber hinaus vielfältige Aufgaben zur Aufrechterhaltung aller Körperfunktionen:

    • Es versorgt die Organe mit Nährstoffen, Elektrolyten und Sauerstoff.
    • Es transportiert Stoffwechselendprodukte zu den Ausscheidungsorganen.
    • Es ist ein wichtiger Reaktionspartner bei biochemischen Prozessen.
    • Es sorgt für eine konstante Körpertemperatur, z. B. durch Schwitzen.

    Wie viel sollten Sie täglich trinken?

    Da der Körper ständig Flüssigkeit beim Wasserlassen, Stuhlgang, Schwitzen oder Atmen verliert, benötigt er regelmäßig Nachschub (gerade bei Hitze). Die Menge ist abhängig von Alter, Geschlecht, Körpergewicht, Klima, körperlicher Aktivität und Gesundheitszustand. Ungefähr ein Drittel der benötigten Wassermenge entsteht im Stoffwechsel bei der Verbrennung von Fettsäuren und Traubenzucker (Oxidationswasser) und wird über feste Lebensmittel zugeführt. Der Rest muss getrunken werden – am besten über den Tag verteilt, damit kein Engpass entsteht.

     

    Was ist die richtige Trinkmenge je nach Alter?

    Laut den gemeinsamen Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr der Deutschen und Österreichischen Gesellschaften für Ernährung gibt es folgende Richtwerte für die Getränkezufuhr bei bedarfsgerechter Energiezufuhr und durchschnittlichen Lebensbedingungen:

    Säuglinge

    0 bis unter 4 Monate: 620 ml
    4 bis unter 12 Monate: 400 ml

    Kinder

    1 bis unter 4 Jahre: 820 ml
    4 bis unter 7 Jahre: 940 ml
    7 bis unter 10 Jahre: 970 ml
    10 bis unter 13 Jahre: 1.170 ml
    13 bis unter 15 Jahre: 1.330 ml

    Jugendliche und Erwachsene

    15 bis unter 19 Jahre: 1.530 ml
    19 bis unter 25 Jahre: 1.470 ml
    25 bis unter 51 Jahre: 1.410 ml
    51 bis unter 65 Jahre: 1.230 ml
    65 Jahre und älter: 1.310 ml

    Schwangere

    1.470 ml

    Stillende

    1.710 ml

    Welche Getränke sind bei Hitze empfehlenswert, welche nicht?


    Empfehlenswerte Durstlöscher

    Ideale Erfrischungen an heißen Tagen sind Leitungs- und Mineralwasser, ungesüßte Kräuter- und Früchtetees sowie stark verdünnte Obst- oder Gemüsesäfte (Schorlen). Sie sorgen für den notwendigen Nachschub an Wasser, sind frei von Koffein und Alkohol und enthalten keinen bis wenig Zucker oder andere Nährstoffe. Bei der Wahl des richtigen Mineralwassers sollten Sie zu stillem oder kohlensäurearmem Mineralwasser greifen. Denn Kohlensäure füllt den Magen und verhindert so eine größere Flüssigkeitsaufnahme.

    Achten Sie auf die Trinktemperatur: Heiße Getränke fördern das Schwitzen, sehr kalte belasten den Kreislauf. Ideal sind handwarme Getränke. Bei starkem Schwitzen sorgen eine kleine Prise Salz oder ein natriumreiches Mineralwasser für den nötigen Ausgleich des Salzverlustes.

    Weniger empfehlenswerte Durstlöscher

    Weniger empfehlenswerte Durstlöscher sind Fruchtsaftgetränke, Nektare, Limonaden, Cola-Getränke, Eistee, Energy-Drinks, Malzbier und alkoholhaltige Getränke. Sie enthalten zu viel Zucker, Koffein oder Alkohol. Auch reine Fruchtsäfte, Milch, Milchmix- oder Sauermilchgetränke (z. B. Buttermilch, Kefir) sind wegen ihres Nährstoffreichtums weniger geeignet.

    Koffeinhaltige Getränke sollten wegen ihrer anregenden Wirkung auf Herz und Kreislauf nur sparsam getrunken werden. Mehr als 3 bis 4 Tassen Kaffee, Schwarz- oder Grüntee pro Tag sollten es nicht sein. Gegen den gelegentlichen Genuss von einem Glas Bier oder Wein ist in der Regel nichts einzuwenden. Er sollte jedoch nicht zur Gewohnheit werden.

    Trinken bei Hitze: Wie viel muss es sein?

    An heißen Tagen kurbelt der Körper die Schweißproduktion an, um ihn zu kühlen und ihn vor einer gefährlichen Überhitzung zu schützen. Für das Trinken bei Hitze bedeutet das: Der Wasserbedarf kann dann auf mehr als das Doppelte der Empfehlungen ansteigen. Ermuntern Sie Ihre Angehörigen daher zum Trinken bei Hitze! Diesen Rat sollten Sie besonders dann beherzigen, wenn aufgrund von Erkrankungen ein erhöhter Flüssigkeitsbedarf besteht. Zum Beispiel, wenn Ihr Angehöriger

    • unter Fieber, Erbrechen oder Durchfall oder Diabetes mellitus leidet oder viel schwitzt,
    •  salz- oder proteinreich isst,
    •  körperlich aktiv ist (z. B. bei einem hohen Bewegungsdrang bei Demenz),
    •  harntreibende Medikamente oder Abführmittel einnimmt,
    • kein Durstgefühl hat,
    • das Trinken vergisst (z. B. bei Demenz),
    • wenig isst und die fehlende Flüssigkeit in der Nahrung daher durch Getränke ersetzen muss.

    Beispiel Tagesplan zum Trinken bei Hitze

    Ein Trinkplan kann Ihnen helfen, die erhöhte Flüssigkeitszufuhr für Ihre Angehörigen bei Hitze sicherzustellen. Das folgende Beispiel zeigt, wie der Tagesbedarf gedeckt werden kann. Passen Sie den Plan an die Bedürfnisse, Vorlieben und Abneigungen Ihrer Angehörigen an. So müssen beispielsweise bei Schluckstörungen Getränke unter Umständen angedickt werden. Bieten Sie gegebenenfalls auch weniger empfehlenswerte Getränke an, wenn Ihr Angehöriger eigentlich ratsame Durstlöscher nicht akzeptiert. Denn weniger geeignete Getränke sind immer noch besser als gar keine.

    Tabelle Tagestrinkplan

    Bitte beachten Sie: Der beispielhaft aufgeführte Plan zum Trinken bei Hitze gilt für Erwachsene ohne ärztlich verordnete Begrenzung der Trinkmenge. Bei Menschen mit einer Herz- oder Niereninsuffizienz muss die Flüssigkeitsmenge unter Umständen bilanziert werden.

    Trinkprotokoll zum Ausfüllen

    Wie viel und was Ihr Angehöriger wann getrunken hat, können Sie in einem Protokoll dokumentieren und haben so einen Überblick.

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    Risiko Flüssigkeitsmangel: Auf welche Anzeichen sollten Sie achten?

    Wird an heißen Tagen bei hoher Schweißbildung zu wenig getrunken, ist das Risiko für einen Flüssigkeitsmangel (Dehydrierung) mit Austrocknung (Exsikkose) hoch. Schon bei 1 Prozent Wasserverlust – bezogen auf das Körpergewicht – stellen sich erste Symptome wie ein leichtes Durstgefühl ein. Durst ist somit ein Warnsignal, dass dem Körper Flüssigkeit fehlt. Schreitet der Flüssigkeitsmangel fort, kommt es zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Funktionen des Gehirns, des Kreislaufs und der Nieren. Bei älteren Menschen sind häufig auch kognitive Funktionen und Mobilität beeinträchtigt.

    Wird nicht rechtzeitig gegengesteuert, kann die Dehydrierung tödlich sein. Für Sie als pflegende Angehörige ist es daher wichtig, Anzeichen eines Flüssigkeitsmangels rechtzeitig zu erkennen und gegenzusteuern. Dazu zählen:

    • Durst,
    • trockene Haut,
    • trockene Mundschleimhäute, spröde Lippen,
    • weniger, dunkler Urin,
    • eingesunkene Augen,
    • Kopfschmerzen,
    • Kraftlosigkeit, Müdigkeit, Appetitlosigkeit,
    • Muskelkrämpfe,
    • hoher Puls, niedriger Blutdruck,
    • Benommenheit, Verwirrtheit, Desorientierung,
    • Bewusstlosigkeit.

    Schon bei leichten Symptomen eines Flüssigkeitsmangels heißt die erste Devise: trinken. Bei Hinweisen auf eine starke Dehydrierung sollten Sie mit Ihrem Angehörigem rasch ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Rufen Sie im Zweifel den Notarzt.

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    Zum Trinken (bei Hitze) animieren: Was können Sie tun?

    Fällt es Ihren Angehörigen bei Hitze-Perioden schwer, ausreichend zu trinken, helfen folgende Tipps:

    • Wasser aufpeppen: Der Sommer macht es leicht, Geschmack ins Glas zu bringen. Peppen Sie Wasser mit einem Spritzer Zitronensaft, einigen Scheiben Zitronen, Orangen, Limetten, Erdbeeren, einem Zweig Pfefferminze oder Zitronenmelisse auf. Rote Saftschorlen, schwach gesüßte Früchtetees oder selbstgemachte Tee-Saftgetränke sorgen für eine erfrischende Abwechslung. Farbige oder schön dekorierte Wassergläser oder -becher laden zum Zugreifen ein.
    • Motivieren: Ermahnungen wie „Du musst mehr trinken“ sind nicht immer erfolgversprechend. Eher wecken Redewendungen wie „Das ist erfrischend. Probiere mal“, „Lecker! Das tut gut!“ oder genüssliches Schmatzen das Interesse. Auch das Geräusch des Flaschenöffnens, des Einschenkens und das Zuprosten animieren zum Trinken (bei Hitze).
    • Rituale einführen: Trinkrituale helfen, den täglichen Flüssigkeitsbedarf zu decken. Üben Sie schon einige Tage vor einer angekündigten Hitze-Periode Trinkrituale wie den Nachmittagskaffee, den 5-Uhr-Tee, das Glas Wasser direkt nach dem Aufstehen oder vor dem Schlafengehen ein. Gerade bei Hitze fällt es vielen Menschen leichter, nach eingeübten Abläufen zu handeln als Neues zu lernen.
    • Unterstützen: Viele Angehörige benötigen eine Hilfestellung beim Trinken (bei Hitze), zum Beispiel beim Aufrichten, Anreichen von Gläsern oder beim Öffnen von Flaschen. Nutzen Sie spezielle Flaschenöffner, Trinkbecher mit besonderen Griffen, Schnabeltassen mit unterschiedlicher Lochgröße oder Becher für das Trinken im Liegen. Als Erinnerungsstütze für vergessliche Menschen dienen gut gefüllte bunte Gläser oder Becher in Sicht- und Greifweite an Plätzen, an denen Ihr Angehöriger sich überwiegend aufhält oder häufig vorbeigeht. Nehmen Sie stets eine kleine Flasche Wasser mit, wenn Sie mit Ihrem Angehörigen unterwegs sind.
    • Ergänzen: An heißen Tagen liefert wasserreiches Essen zusätzlich Flüssigkeit. Bieten Sie Suppen (z. B. kalte Gurkensuppe, Gazpacho), Kaltschalen, Salate, Melonen, Tomaten, Gurken oder auch mal einen Eiskaffee, eine Götterspeise oder ein Wassereis an.
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