Was ist Demenz?
Aus dem Lateinischen übersetzt bedeutet Demenz buchstäblich „weg vom Geist“ oder „ohne Geist“. Als Sammelbegriff steht Demenz entsprechend für verschiedene Erkrankungen, deren wesentliches Merkmal der Verlust geistiger Fähigkeiten – oder konkreter: der Abbau und Verlust kognitiver Funktionen und Alltagskompetenzen – ist.
Grundsätzlich ist zwischen primären und sekundären Demenzen zu unterscheiden. Letztere sind Folge- oder Begleiterscheinungen anderer, zugrunde liegender Erkrankungen und somit behandelbar und teilweise sogar heilbar. Das ist aber nur etwa bei jeder zehnten Demenz der Fall. In 90 Prozent der Fälle liegt eine primäre Demenz vor, das heißt, die Demenz ist die eigentliche Erkrankung. In rund zwei Dritteln dieser Fälle wiederum ist die Alzheimer-Krankheit ursächlich.
Wie verläuft eine Demenz?
Der Verlauf einer Demenz hängt stark von der zugrunde liegenden Erkrankung ab. Er ist aber in der Regel progressiv, das heißt, der Zustand Betroffener verschlechtert sich früher oder später weiter. Typischerweise verlieren an Demenz Erkrankte nach und nach die Fähigkeit, sich zeitlich oder örtlich zu orientieren, zu kommunizieren, aber auch das Gefühl für ihre eigene Identität und wesentliche Merkmale ihrer Persönlichkeit. Dazu kommen körperliche Beeinträchtigungen. Im schweren Stadium sind Demenzerkrankte meist völlig hilflos und auf Unterstützung angewiesen. Nicht zuletzt gehen Demenzerkrankungen allgemein mit einer verminderten Lebenserwartung einher.
Welche Formen von Demenz gibt es?
Die häufigste Ursache einer Demenz ist die nach dem deutschen Neurologen Alois Alzheimer benannte Alzheimer-Krankheit. Sie tritt selten vor dem 65. und meist nach dem 80. Lebensjahr auf. Typisch sind bestimmte Eiweißablagerungen (Plaques) im Gehirn, aber außerhalb der Nervenzellen sowie ein langsamer Verlauf mit zunächst episodischen Gedächtnisstörungen.
Alzheimer-Demenz
Im Video gut zu sehen: Die sogenannten Plaques oder auch Eiweißablagerungen, die sich außerhalb der Nervenzellen sammeln und verklumpen. Dadurch wird die Kommunikation in und zwischen Nervenzellen gestört.

Video: Getty Images/Artur-Plawgo
Eine vaskuläre Demenz tritt auf, wenn Durchblutungsstörungen im Gehirn Nervenzellen absterben lassen, etwa infolge von Bluthochdruck. Es kommt zu kleinen Infarkten und Schädigungen der Nervenfasern. Auch hier ist der Verlauf oft schleichend, symptomseitig stehen aber nicht Gedächtnisstörungen, sondern Denkschwierigkeiten, Verlangsamung oder Stimmungsschwankungen im Vordergrund. Eine Ausnahme ist die Multi-Infarkt-Demenz, die durch viele kleine Schlaganfälle verursacht wird, plötzlich eintritt und stufenweise voranschreitet. Auch sie ist der Alzheimer-Krankheit sehr ähnlich, kann aber zusätzlich von Taubheitsgefühlen oder Lähmungen begleitet werden.
Die Lewy-Körperchen-Demenz (oder auch Lewy-Body-Demenz) verdankt ihren Namen den der Alzheimer-Krankheit sehr ähnlichen, aber innerhalb statt außerhalb der Nervenzellen nachweisbaren Proteinen, den sogenannten Lewy-Körperchen. Typische Symptome sind hier Funktionseinschränkungen im Alltag, starke Schwankungen in Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit sowie stark ausgestaltete visuelle Halluzinationen. Zudem treten Parkinson-typische Symptome wie leichtes Händezittern, steife Bewegungen oder wiederholte Stürze auf.
Lewy-Körperchen-Demenz
Bei der Lewy-Körperchen-Demenz lagern sich Eiweißreste innerhalb der Nervenzellen im Großhirn ab, wodurch diese verkümmern und absterben. Die Folge sind Einschränkungen in Denken, Wahrnehmung und Sprache.

Abbildung: Getty Images/Artur-Plawgo
Auch im Verlauf der Parkinson-Krankheit kann es zur Entwicklung einer Demenz kommen, der sogenannten Parkinson-Demenz. Weil auch hier Lewy-Körperchen nachweisbar sind, gibt es Vermutungen, dass Morbus Parkinson und Lewy-Body-Demenz lediglich Varianten derselben Erkrankung sind.
Die Frontotemporale Demenz geht auf die abnormale Ansammlung bestimmter Proteine in den Neuronen im Frontal- und Temporallappen des Gehirns zurück. Im Gegensatz zu den meisten anderen Demenzformen tritt die Erkrankung deutlich früher auf: Im Durchschnitt erkranken Betroffene zwischen dem 45. und 64. Lebensjahr, in Einzelfällen sogar vor dem 30. Lebensjahr. Zerstört werden meist jene Nervenzellen, die für die Kontrolle von Emotionen und Sozialverhalten verantwortlich sind, sodass die typischen Symptome einer frontotemporalen Demenz in der Regel starke und meist plötzliche Veränderungen der Persönlichkeit und des Verhaltens sind. Hinzu können starke Wortfindungs- und Sprachschwierigkeiten kommen.
Der Begriff Gemischte Demenz wird häufig für das gleichzeitige Auftreten von Alzheimer und vaskulärer Demenz verwendet, kann aber eine Kombination jeder Form von Demenz mit der Alzheimer-Krankheit bedeuten.
Die mit Abstand häufigste Ursache einer Demenz ist die Alzheimer-Krankheit. Für die übrigen Formen der Demenz lassen sich die Zahlen teilweise nur schwer und in groben Korridoren schätzen.
Demenzformen und ihre Häufigkeit



Wer ist besonders von Demenz betroffen?
Frauen sind unabhängig von der Form der Demenz besonders betroffen. Einerseits erkranken sie 1,69-mal so häufig wie Männer, andererseits tragen sie als Angehörige die Hauptlast der nicht professionellen Betreuung und leisten etwa 70 Prozent der unbezahlten Care-Arbeit. Letzteres führt zudem dazu, dass Frauen vielfach ihre Arbeitszeit reduzieren oder gar keiner Erwerbstätigkeit nachgehen, was direkte Einkommensverluste und Nachteile in der persönlichen Altersvorsorge nach sich zieht.
Frauen besonders von Demenz betroffen


Weitere Informationen zu Demenzerkrankungen und Alzheimer-Krankheit sowie einen Überblick zu Verlauf und typischen Stadien einer Demenz finden sie ebenso hier im Portal wie eine Liste der 7 typischen Symptome und 10 Tipps für den Alltag mit Demenz inklusive einer Checkliste für ein sicheres Wohnumfeld.
Warum es für Angehörige von an Demenz erkrankten Menschen wichtig ist, sich so früh wie möglich Unterstützung und Hilfe zu suchen, entnehmen Sie dem Interview mit der Vorsitzenden der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Monika Kraus.