Medizinischer Dienst: Telefonische Pflegebegutachtung wieder einführen

Medizinischer Dienst: Telefonische Pflegebegutachtung wieder einführen

Zur Begutachtung für einen Pflegegrad hat sich das Telefoninterview in der Pandemie als gleichwertige Alternative zum Hausbesuch gezeigt. Aufgrund der gestiegenen Zahl Pflegebedürftiger fordert der Medizinische Dienst eine sofortige Wiedereinführung.
Telefonische Pflegebegutachtung
GettyImages/mgs

Aufgrund der stark gestiegenen Zahl Pflegebedürftiger hat der Medizinische Dienst Bund (MDS) die sofortige Wiedereinführung der Telefonbegutachtung gefordert. Sonst sei die Versorgungssicherheit für die Versicherten nicht zu gewährleisten, erklärte Carola Engler, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des MDS, in einer Mitteilung des Verbandes.

Engler verweist auf die Zahlen des Statistischen Bundesamtes (destatis). Demnach sind Begutachtungen zur Pflegebedürftigkeit von 1,8 Millionen im Jahr 2016 auf 2,6 Millionen in 2022 gestiegen. Auch in den ersten beiden Monaten dieses Jahres lägen die Aufträge um 20 Prozent höher als im Vorjahr und die Zahl der pflegebedürftigen Menschen steigt noch weiter. Das Statistische Bundesamt sagt einen Anstieg von bis zu 27 Prozent auf 6,3 Millionen im Jahr 2035 voraus. 

 MDS-Vizechefin Carola Engler:

„Damit die Versicherten eine qualitativ hochwertige und zeitgerechte Begutachtung erhalten, muss das strukturierte Telefoninterview sofort wieder eingeführt werden. Der Gesetzgeber hat jetzt im Rahmen der Pflegereform die Möglichkeit, eine entsprechende Regelung vorzusehen.“ 

Telefoninterviews besonders für Höherstufungsanträge geeignet

Die Erfahrung aus der Corona-Pandemie zeigten, dass das strukturierte Telefoninterview eine gleichwertige Alternative zum Hausbesuch sein kann. Die Pflegegradverteilung sei bundesweit stabil geblieben, weil sich das Begutachtungsverfahren sehr gut eigne, um es auch telefonisch einzusetzen. Dies treffe insbesondere auf Höherstufungsanträge zu. 

Die Höherstufungsanträge haben sich nach Angaben des MDS zwischen 2016 und 2022 von 0,6 Millionen auf 1,2 Millionen verdoppelt. Die Ergebnisse der Versichertenbefragung hätten gezeigt, dass die Zufriedenheit der Versicherten mit dem strukturierten Telefoninterview genauso gewesen sei, wie bei den Hausbesuchen.